Angst

APO-Lexikon des Neuen Deutschland vom 08.08.2018

Sie lähmt. Lässt zittern. Macht beklommen. Und wenn sie länger anhält, kommen noch Schlaflosigkeit, Grübeln und Panik dazu. Die Angst ist ein ständiger Begleiter. Im Privatleben – bei Trennungen, Todesfällen oder wichtigen Lebensentscheidungen – spielt sie eine Rolle, aber auch als politische*r Aktivist*in ist man mit ihr alltäglich konfrontiert: etwa der Angst vor den Schlagstöcken der Polizei oder vor den gewalttätigen Nazis in der U-Bahn. Die Angst, zu scheitern und nicht zu genügen, existiert im politischen wie auch im privaten Bereich: die gescheiterte Beziehung, die gescheiterte Kampagne. Angst, dass es wieder passiert; Angst, dass es immer so weitergeht. Das Spektrum an Verhaltensmustern, in denen sich Angst äußert, ist dabei nicht immer stabil, sondern kann sich mit der jeweiligen Situation verändern. Wichtig ist, sich von der Angst nicht einschüchtern zu lassen und damit nicht allein zu bleiben. In »Insel meiner Angst« singt der Rapper Dendemann: »Hilfe brauch ich jeden Tag, boah brauch ich viel Hilfe, was geht’n ab? Ich brauch Hilfe, ja ich bin genauso entsetzt, doch ich brauch ’ne Menge Hilfe und ich brauche sie jetzt.« Damit fordert er das Mittel gegen die Angst ein – die Solidarität. Glücklich können sich diejenigen schätzen, die mit ihrer Angst kollektiv umgehen und Unterstützung erfahren. Verschwinden wird die Angst dadurch zwar nicht – man kann sie aber bearbeiten. chw