Verschlüsselung

Lexikon der Bewegungssprache

Erschienen in Neues Deutschland vom 11.04.2018Während einer Großrazzia nach den G20-Protesten waren sie auf einmal in aller Munde: Verschlüsselte Nachrichten. Mit diesen hatte sich die linke Szene im Vorfeld vor dem polizeilichen Hausbesuch gewarnt. Bei einer Verschlüsselung geht es darum, dass der eigentliche Text der Mail oder der Nachricht chiffriert wird und nur durch berechtigte Nutzer mit eigenem privaten Schlüssel geöffnet werden kann. Dies dient der Geheimhaltung der Kommunikation, Daten sollen gegenüber unbefugtem Zugriff geschützt werden. Das bekannteste Verschlüsselungsprogramm für Mails ist PGP. Auch für die Linke bietet Verschlüsselung die Möglichkeit, sicher(er) zu kommunizieren. Sinn sollte dabei nicht sein, sich in scheinbarer Klandestinität wohl zu fühlen und sich möglichst revolutionär vorzukommen, sondern mit Daten und Informationen behutsam umzugehen. Staatliche Repression richtet sich schließlich nicht nur gegen vermeintliche »Gewalttäter«. Verschlüsselung ist schlicht notwendiger politischer Selbstschutz im digitalen Zeitalter. Vollständige Datensicherheit kann es natürlich nicht geben, aber man muss es den staatlichen Verfolgungsorganen nicht leichter als nötig machen. Gleichzeitig sollten sich Aktivisten auch immer fragen, was über Mail oder Messenger wirklich kommuniziert werden muss. Was ist eigentlich aus der guten alten SMS-Kette oder Zettelchen auf Demos geworden?