Kommentar in Neues Deutschland vom 23.08.2018
Wie schnell Hass im Internet zu konkreten Taten führen kann, haben Karsten Müller und Carlo Schwarz von der Universität Warwick in einer aktuellen Studie aufgezeigt. Dort kamen sie zum Ergebnis, dass in Städten, in denen Facebook überdurchschnittlich stark genutzt wird, mehr Angriffe auf Geflüchtete stattfinden. Empirisch wird hier unterlegt, was bereits oft angenommen wurde: Social Media verändert nicht nur unsere Wahrnehmung von Öffentlichkeit, sondern zeitigt auch reale Folgen.
Facebook spiegelt uns vor, ständig mit allen verbunden zu sein – als Teil einer globalisierten Welt. Jedoch sind die Informationen, denen wir dort tagtäglich begegnen, personalisiert und ganz und gar auf unser Verhalten zugeschnitten. Die Konsequenz sind die häufig debattierten Filterblasen und Teilöffentlichkeiten, die nur mehr dazu dienen, die Gruppen in ihrer jeweiligen Meinung zu bestätigen. Abweichende Sichtweisen finden dort keinen Platz. Die heutige Gesellschaft teilt sich in immer mehr isolierte Untergruppen auf, zwischen denen es keinen Meinungsaustausch mehr gibt. Dies schlägt nun von der Online- auf die Offlinewelt über. Die Diskussion als zentraler Bestandteil einer demokratischen Gesellschaft wird zurückgedrängt – Radikalisierung wird erleichtert. Eine Entwicklung, die für die Demokratie zerstörerische Folgen haben kann.