Speed-Dating innerhalb der politischen Linken? Auch wenn sich Liebesbeziehungen und Mitgliedschaften in Politgruppen nicht ausschließen müssen, geht es bei Kennenlerngesprächen nicht um Dates zwischen radikalen Linken in Berliner Kneipen mit Pfeffi und Kippen. Kennenlerngespräche können zwar ebenso aussehen, am Ende steht aber nicht eine neue Liebesbeziehung, sondern eine Mitgliedschaft in einer Politgruppe. Gerade bei militanten oder klandestinen Gruppen gibt es keine Aufnahme wie bei regulären Vereinen oder Parteien: kein Formular, keine Mitgliedsbeiträge, kein Parteibuch. Nein, die radikalen Linken nehmen nicht alle auf, sondern Genoss*in kann nur werden, wer einschlägig bei einem Gespräch auf politische Haltung und Meinung geprüft wird. Das ergibt auch Sinn, da es sich hier um Gruppen handelt, die häufig von staatlicher Repression und Bespitzelung betroffen sind, gegen die man sich absichern muss. Ebenso wie beim Dating gehen solche Gespräche häufig mit Aufregung und Spannung einher – und vielleicht merkt man ja am Ende einfach auch, dass es nicht klappt. Und es ist eigentlich gar nicht schlecht, davor zu wissen, worauf man sich einlässt – in der Beziehung und ebenso in der Politgruppe. chw